Neue Studie betont die Notwendigkeit eines robusten und effizienten Bankensektors für Wirtschaftswachstum, Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft in der EU

München – Die European Banking Federation (EBF) und Oliver Wyman haben eine Studie vorgestellt, die den regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Rahmen der EU für das Bankwesen und dessen Auswirkungen auf Banken und Wirtschaft untersucht. Die Referenzstudie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Überprüfung der derzeitigen Kapitalanforderungen und der entsprechenden Prozesse der EU-Bankenaufsicht unter bestimmten Voraussetzungen die Kreditkapazität der EU-Banken um rund EUR 4 Billionen steigern könnte. Die Verfügbarkeit dieser zusätzlichen Finanzierungskapazität könnte der europäischen Wirtschaft bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele helfen, in Schlüsselinitiativen wie der Digitalisierung zu investieren und generell die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

„Europas Banken sind stark und robust. Wir sind gut positioniert, um Europa bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen zu helfen, insbesondere beim Thema Wachstum. Ohne Wachstum wird Europa seine drängenden Ziele im Bereich Verteidigung und Sicherheit, der öffentlichen Dienstleistungen und der grünen Wende nicht erreichen. Europas Banken sind bereit, die nötige Finanzierung für dieses Wachstum bereitzustellen, aber es muss gewährleistet sein, dass unser regulatorischer und aufsichtsrechtlicher Rahmen uns nicht stärker in unseren Handlungsmöglichkeiten einschränkt als dies in anderen Märkten, etwa in den USA, der Fall ist. Wenn Europa an den globalen Märkten wettbewerbsfähig und erfolgreich sein und die Chancen der grünen Wende und der Digitalisierung nutzen soll, müssen wir für entsprechende Rahmenbedingungen sorgen“, so Ana Botín, EBF-Präsidentin und Verwaltungsratsvorsitzende der Banco Santander.

Thomas Schnarr, Partner und Leiter der Financial Services Practice von Oliver Wyman in Deutschland, fügt dem hinzu: „In einer Phase der Anpassung an ein neues gesamtwirtschaftliches Umfeld und der Weichenstellungen für den Übergang in eine innovativere und grünere Wirtschaft ist ein leistungsfähiger Bankensektor von eminenter Wichtigkeit. Effiziente Regulierung und Aufsicht sind wichtige Voraussetzungen für einen dynamischen Kreditmarkt. Mit wenigen, gezielten und wohlüberlegten Anpassungen könnten die EU-Aufsichtsbehörden hierzu einen Beitrag leisten, ohne Kompromisse hinsichtlich der Stabilität und Robustheit des Finanzsektors zu machen.“

Die Studie verdeutlicht die strukturellen Faktoren, welche EU-Banken im Vergleich zu ihren US-Konkurrenten benachteiligen:

  • Der Ansatz der EU zur Festlegung der Kapitalanforderungen ist komplexer, gewährt den Aufsichtsbehörden mehr Spielraum und könnte als weniger transparent wahrgenommen werden. Die daraus resultierende Unsicherheit ist einer der Gründe, warum EU-Banken im Mittel tendenziell höhere Kapitalreserven aufbauen und von Investoren tiefer bewertet werden. Darüber hinaus müssen EU-Banken im Durchschnitt höhere Kapitalanforderungen erfüllen als ihre US-amerikanischen Pendants, auch wenn man berücksichtigen muss, dass die Stichproben aufgrund der unterschiedlichen Geschäfts- und Risikomodelle nicht direkt vergleichbar sind. Der Abstand zu den US-Banken wird sich aufgrund der zu erwartenden klimabezogenen Kapitalzuschläge allenfalls noch vergrößern.
  • Die laufenden Beiträge europäischer Banken in EU- und nationale Einlagensicherungs- und Sanierungsfonds sind beinahe doppelt so hoch wie die ihrer US-amerikanischen Wettbewerber.
  • Es gibt nach wie vor strukturelle Hindernisse, die der Bankenkonsolidierung in der Eurozone im Wege stehen und Banken daran hindern, marktübergreifende Synergien innerhalb der Eurozone zu nutzen.
  • Die Kapitalmarktunion der EU ist noch immer nicht weit genug entwickelt. Dies bremst die Schaffung eines Verbriefungsmarkts, der im EU-Bankensystem erhebliche Kreditkapazitäten freisetzen könnte.

Die Studie deutet darauf hin, dass die Finanzdienstleister der Eurozone die EU stärker bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen unterstützen könnten, wenn es gelänge, im aufsichtsrechtlichen Rahmen Wirtschafts­wachstum, Produktivitätsförderung und der Wahrung der Finanzstabilität besser auszutarieren. Der Europäische Bankenverband hat politische Empfehlungen für einen überarbeiteten, wachstums­freundlicheren Regulierungsrahmen formuliert:

  • Die Politik sollte sich verstärkt um die Vollendung der Banken- und Kapitalmarktunion bemühen. Zudem sollte der komplexe und kostspielige Banken-Abwicklungsmechanismus vereinfacht werden.
  • Zudem wäre der Kapitalmarkt im Rahmen der EU-Kapitalmarktunion weiter zu fördern. Der europäische Verbriefungsmarkt ist, gemessen an der Wirtschaftsleistung, um das 17-fache kleiner als der US-Markt. Durchdachte Verbriefungskonzepte wären ein wirksames Instrument zur Entlastung der Bankbilanzen und zur Freisetzung von Kapital, indem ein Teil der Finanzierungsrisiken auf risikobewusste Anleger übertragen werden könnten.
  • Die Aufsichtsbehörden sollten sich stärker darauf konzentrieren, wesentliche Prozesse (wie etwa den „SREP“-Prozess oder die Stresstests) effizienter und einfacher zu gestalten. Im Zuge der vollständigen Umsetzung der Basel III-Regelungen müssen die Behörden gewährleisten, dass die EU-Banken im globalen Wettbewerb nicht benachteiligt werden.

 

Über Oliver Wyman

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EBF

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