Heute leben mehr als vier Milliarden Menschen in Städten. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) wird diese Zahl bis 2050 auf sechs Milliarden ansteigen, was bedeutet, dass jedes Jahr acht Städte von der Größe Londons hinzukommen. Zu diesem Zeitpunkt werden 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Gleichzeitig werden 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung auf die Städte entfallen.
Diese Expansion setzt die städtischen Verkehrssysteme unter starken Druck, die steigende Nachfrage zu befriedigen. Trotz der globalen Urbanisierung hat derzeit nur die Hälfte der Weltbevölkerung bequemen Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. In Europa und den Vereinigten Staaten haben 75 Prozent der Bevölkerung Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln, während es in Afrika südlich der Sahara nur 33 Prozent sind. Dies schränkt den Zugang zu Arbeitsplätzen und Bildung ein und verringert die soziale Teilhabe - es sei denn, der Einzelne kann es sich leisten, ein privates Auto zu benutzen. Diese Alternative stellt eine weitere Belastung für die Städte dar: Die explosionsartige Zunahme der Zahl der Stadtbewohner hat auch zu einem starken Anstieg von Verkehrsstaus, Umweltverschmutzung und Treibhausgasemissionen geführt.
Die Verkehrssysteme sind unmittelbar mit dem Wohlstand der Städte verbunden. Sie beeinflussen die Lebensqualität, das Wirtschaftswachstum, den sozialen Zusammenhalt und die Umwelt. Von ihnen hängt auch ab, inwieweit die Städte in der Lage sein werden, die globalen Ziele des Pariser Abkommens von 2015 zur Bekämpfung des Klimawandels und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen für eine wohlhabendere, gerechtere Zukunft zu erreichen.
Regierungen, Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und die Öffentlichkeit wünschen sich ein nachhaltigeres Modell für die Stadt des 21. Jahrhunderts, das sich auf eine effiziente, langfristige Stadtplanung stützen kann, um die Herausforderungen des Statdtverkehrs zu bewältigen. Gemäß den SDGs der Vereinten Nationen sollten die Ziele für einen nachhaltigen Verkehr einen universellen Zugang, erhöhte Sicherheit, verbesserte Widerstandsfähigkeit, größere Effizienz und geringere Umweltauswirkungen umfassen. Die naheliegendste Maßnahme ist es, mehr in den öffentlichen Nahverkehr zu investieren, da er das umweltfreundlichste und effizienteste städtische Verkehrsmittel ist, mit dem Ziel, ihn erschwinglicher und zugänglicher zu machen. Aber das kann jahrelange Investitionen und den Aufbau der entsprechenden Infrastruktur erfordern.
In der Zwischenzeit hat sich Shared Mobility - von Ride-Hailing und Car-Sharing bis hin zu E-Bike- und E-Scooter-Sharing - als potenzielle Lösung herauskristallisiert, die nachhaltige, effiziente, sichere und erschwingliche Verkehrsmittel auf Abruf bietet. Es wird erwartet, dass Shared Mobility das schnelle Wachstum fortsetzen und ihren Anteil am städtischen Verkehrsangebot bis 2030 mehr als verdoppeln wird - von heute 3 Prozent auf schätzungsweise 7 Prozent. Bis dahin dürfte der Gesamtmarkt ein Volumen von fast 400 Milliarden Dollar erreichen.
Die Auswirkungen von Shared Mobility auf die urbane Welt werden immer deutlicher. Wenn sie durchdacht eingesetzt wird, kann sie die Verkehrseffizienz und -flexibilität erhöhen, die soziale Teilhabe durch bessere Zugänglichkeit verbessern und die Verkehrsemissionen verringern.
Jedoch stößt das Konzept auch auf Kritik. Shared Mobility-Modellen wird vorgeworfen, zu Staus und Emissionen beizutragen, da sie mehr Fahrten und Fahrzeuge auf die bereits überlasteten Straßen bringen. Es wurden Sicherheitsbedenken gegenüber E-Scootern geäußert, die ein Unfallrisiko für Fahrer und Fußgänger darstellen.
Darüber hinaus wurde die Plattformökonomie wegen schlechter Arbeitsbedingungen und unfairen Wettbewerbs mit traditionellen Verkehrsträgern wie Taxis und dem öffentlichen Nahverkehr kritisiert. Infolgedessen haben Städte wie London die Betriebslizenzen für Fahrdienstanbieter vorsichtig erneuert und limitierte Versuche mit dem Verleih von E-Scootern gestartet. Nach öffentlicher Gegenwehr, hat Paris den Verleih von E-Scootern ab dem 1. September verboten.
Ziel unseres Berichts "Shared Mobility's global impact - an economic, social and environment analysis" ist es, die gegenwärtigen und zukünftigen Auswirkungen von Shared Mobility auf die Verwirklichung eines nachhaltigeren städtischen Lebensumfelds zu bewerten. Der Bericht konzentriert sich auf die städtische Wirtschaft, die soziale Teilhabe und die Umweltauswirkungen, wobei auch Faktoren wie Einkommensmöglichkeiten, Zugänglichkeit, Sicherheit, Erschwinglichkeit und Emissionen untersucht werden. Der Bericht bietet eine globale Perspektive und untersucht die Unterschiede zwischen den entwickelten Märkten in Europa und den schnell aufstrebenden Märkten in Afrika. Die Analysen basieren auf einer umfassenden Reihe von Studien, Erhebungen, Datenbanken und Primärforschung, einschließlich eigener Daten, die von Bolt, einem globalen Mobilitätsunternehmen, bereitgestellt wurden.
Der Bericht gliedert sich in fünf Abschnitte: Der erste gibt einen umfassenden Überblick über die Shared-Mobility-Branche und konzentriert sich dabei auf die Megatrends, die hinter den sich ändernden Verbraucherpräferenzen und dem aktuellen und erwarteten Wachstum des Sektors stehen. In den nächsten drei Abschnitten werden die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen von Shared Mobility auf das städtische Lebensumfeld untersucht. Der abschließende Abschnitt stellt vier verschiedene Stadtarchetypen vor und untersucht, wie jeder einzelne Archetyp sein Angebot an gemeinsam genutzter Mobilität auf der Grundlage umfassender, relevanter Kriterien am besten umsetzen und ausbauen kann.